Als ich erstmals auf den Begriff Hygge stieß, mit dem ich als solcher natürlich nichts anfangen konnte, ja noch nicht einmal wusste, wie ich es aussprechen sollte, fühlte es sich sofort an wie nach Hause kommen. In dem dänischen Wort norwegischen Ursprungs steckt zu viel, als dass es sich mit einem einzigen deutschen Wort übersetzen oder beschreiben lässt. Hygge umschreibt vielmehr eine Lebensweise, in der Atmosphäre, Behaglichkeit und das Bewusstsein für das große Glück in den kleinen Dingen im Hier und Jetzt so eng miteinander verwoben sind, wie die kuscheligen Decken unter denen man es sich mit einer dampfenden Tasse Tee gemütlich, also hyggelig macht. Hygge wird uns von den Dänen geschenkt, dem glücklichsten Volk der Welt, wie dem „World Happiest Report“ zu entnehmen ist. Ja, den gibt es tatsächlich. Und die Dänen machen offensichtlich vieles richtig, wenn sie es immer wieder auf den Spitzenplatz schaffen. Der Aufwand den sie für Hygge betreiben erscheint dabei vergleichsweise gering.

Das Geheimnis von Hygge liegt in der Einfachheit der Dinge

Warme Socken an den Füßen. In besagte Decke gekuschelt ein Buch lesen. Marmelade einkochen. Die Natur entdecken. Sich mit Freunden treffen, gemeinsam Kuchen, Kekse und Zimtschnecken essen und über Gott und die Welt palavern. Okay, die sind zwar eher aus schwedischen Möbelhäusern bekannt, erfüllen aber ihren Zweck im Bestreben sich mit einfachen, aber herzerwärmenden Dingen eine gute Zeit zu machen. Und dankbar zu sein, wenn man gemeinsam mit seinen Kindern die Holzeisenbahn im Wohnzimmer aufbaut. Oder nach draußen geht, Drachen steigen lässt und zu Hause duftende Waffeln backt und dabei heißen Kakao schlürft. Alles ganz entspannt, ohne Zeitdruck. Alles harmonisch, alles kann, nichts muss.

Hauptsache man fühlt sich geborgen

Es braucht nicht viel, um in den eigenen vier Wänden eine hyggelige Atmosphäre zu schaffen. Klar, ein flackerndes Kaminfeuer hilft, aber ein paar Kerzen erfüllen den gleichen Zweck. Dekoriert wird mit Bedacht, ganz nach dem Motto, weniger ist mehr. Naturmaterialien, wärmende, flauschige Textilien, gerne Strick und (Kunst-)Fell, alles was irgendwie Gemütlichkeit flüstert. Mit dem ersten Herbststurm, der die Blätter von den Bäumen pustet, beginnt die Zeit des Jahres, in der Hygge Hochkonjunktur hat. Im Sommer machen warme Socken und heißer Kakao ohnehin weniger Sinn. Wenn es aber kühler wird, wir uns in die eigenen vier Wände zurückziehen und die Strickcardigans überstreifen, ist es Zeit für Herbst-Hygge.

Meine Herbstdekoration in diesem Jahr beschränkt sich auf wenige herbstliche Elemente. Ein paar Flechtpilze hier, eine Milchkanne mit Fliegenpilz da, die Natur hole ich mit filigranen Hagebuttenzweigen herein, arrangiert in einer schlichten, schwarzen Vase. Gesellschaft leisten einige Porzellanäpfel auf einem geflochtenem Tablett, illuminiert mit einem Teelicht. Das Sofa zieren Kissen in moosigem Grün, Steingrau und Weiß, Mittelpunkt ist eines mit gestickten Blumen, in dem sich die Farben der roten Hagebutten und Pilzköpfe ebenso wiederfinden wie das Moosgrün. Aus Sicherheitsgründen flackern bei uns nur LED-Stumpenkerzen im Dekokamin. Egal, ich finde es hyggelig. Fehlen nur noch die Waffeln.