Salzteig. Wenn ich das Wort Salzteig höre, katapultiert mich der Erinnerungsexpress in rasanter Geschwindigkeit zurück in die 80er Jahre. Meine Mutter sitzt abends mit Freundinnen am Esstisch und drehtknetetrollt, begleitet von pausenlosem Geschnatter und ein paar Gläschen Apfelwein, dreidimensionale Kunstwerke aus beigem und kakaobraun gefärbten Salzteig. Ein Damenhut entsteht, mit geflochtenem Hutband, der über viele Jahre die Küchenwand meiner Mutter schmückt. Ihm gegenüber ein ebenfalls geflochtener Korb mit Henkel, aus dem Äpfel und Birnen spitzen.

So sah Interior in den Achtzigern aus.

Wenig verwunderlich, dass mich beim Gedanken an die Arbeit mit Salzteig zunächst das Gefühl von Spinnweben im Gesicht überkam, weil Salzteigkunst in meiner Wahrnehmung etwas altertümlich anmutet, um nicht zu sagen verstaubt. Die Bilder meiner Kindheit wollten aber so gar nicht zu den Fotos auf Instagram und Pinterest passen, die mich dieser Tage überall fröhlich grüßten. Knallbunte Regenbogen, weihnachtliche Zuckerstangen, kunstvolle Ornamente, niedliche Kerzenständer.

Salzteig scheint ein wahren Boom an den Basteltischen zu widerfahren und nachdem der Wareneinsatz bei meiner Recherche überschaubar ausfiel, die Zutaten gewöhnlich in jedem Haushalt zu finden sind und Wilde Hilde ohnehin immer für kreative Wagnisse zu haben ist, starteten wir also das Experiment Salzteig. Um für unseren Jungfernflug nach Salzteighausen in realistischen Kreativitätsgefilden zu bleiben, entschieden wir uns für die denkbar einfachste Variante Weihnachtsschmuck herzustellen. Mithilfe von Ausstechförmchen wollten wir kleine Geschenke , Geschenkanhänger für die Weihnachtspräsente und zusätzlich Etiketten für das selbstgemachte Weinsalz produzieren.

Was dann folgte, glich einer wahren Salzteig-Eskalation, denn wir hatten so viel Spaß beim Ausstechen, dass wir eine zusätzliche Portion Teig herstellen mussten und vermutlich noch immer salzteigen würden, wäre uns nicht irgendwann das Salz ausgegangen.

Wer also Lust auf eine absolut kindertaugliche Bastelei hat oder vielleicht noch auf der Suche nach Last-MinuteKleinigkeiten für den Heiligabend ist, der kann schon mal den Salzstreuer holen.

Rezept für den Salzteig

  • 1 Tasse Wasser
  • 1 Tasse Salz
  • 2 Tassen Mehl
  • 1 TL Öl
  • zum Einfärben Lebensmittelfarbe (ich habe flüssige Lebensmittelfarbe verwendet)
  • Nudelholz
  • Holzstäbchen zum Stechen von Löchern für die Geschenkanhänger

Zum Bemalen

  • Wasserfarben
  • Acrylfarben
  • Filzstifte für die Details (Namen, Gesichter,…)

Die Herstellung des Teiges war denkbar simpel: Mehl und Salz mischen, anschließend Wasser und Öl zugeben und gründlich vermatschen. Zwei Teile des Teiges färbten wir blau bzw. rot, der andere Teil blieb naturbelassen, um später bemalt zu werden. Da der Teig etwas klebrig war, habe ich mit etwas Mehl auf der Arbeitsfläche und dem Nudelholz nachgeholfen, als es ums Ausrollen ging.

Bei der Auswahl der Förmchen sind der Phantasie natürlich keine Grenzen gesetzt. Mir schwebten weihnachtliche Motive vor, Wilde Hilde fiel Gefallen an Walfischen, Delfinen und Wolken.

       

Das Loch, in das später das Geschenkband gefädelt werden sollte, piekste ich mit einem Holzstäbchen noch vor dem Back- oder Trockenvorgang an die gewünschte Stelle.

Da ich bei meiner Internetrecherche mehrere Optionen gefunden hatte, wie die Objekte schließlich getrocknet werden, entschied ich mich für einen Feldversuch:

einen Teil ließ ich ca. 1 Stunde im Ofen bei 150° Ober-Unterhitze trocknen – entgegen der Ratschläge den Teig erst einige Stunden ruhen zu lassen und auch dann nur langsam die Temperatur im Ofen zu erhöhen (schrittweise von 50°C auf 150°C). Dies hatte zur Folge, dass unsere Objekte, trotz eigentlich gleichmäßiger Dicke, ihre Form beim Backen etwas verloren und auch keine glatte Oberfläche haben, sowie an manchen Stellen leicht gerissen sind.

Den zweiten Teil ließ ich über mehrere Tage hinweg an der Luft trocknen. Dabei wendete ich die Objekte gelegentlich und freute mich, dass sie im Gegensatz zu ihren Ofenfreunden die Form gehalten haben und insgesamt gleichmäßiger und glatter sind. Wenn ich bei künftigen Salzteigprojekten also Zeit habe, mich neben den Ofen zu setzten und alle paar Stunden die Temperatur zu erhöhen werde ich diese Variante testen. Ansonsten hat die Lufttrocknung aber zu sehr sehenswerten Ergebnissen geführt.

Zum Bemalen unserer Objekte haben wir handelsübliche Wasserfarben benutzt, das erschien mir mit meinen kleinen, oft etwas ungestümen Künstlern die einfachste Variante. Ich achtete darauf, beim Auftragen nur wenig Wasser zu benutzten, damit die Farbe gut deckt. Acrylfarbe habe ich letztlich nur für die weißen Flügel und Kleidchen der Engel verwendet. Die Details der Gesichter wurden nach dem Trocknen der Farbe mit Filzstift aufgetragen, ebenso die Namen auf den Geschenkanhängern und Herz-Etiketten.          

      

Zum Versiegeln der fertigen Objekte wird geraten, diese mit Klarlack zu besprühen. Diesen führt unser Haushalt  leider ebenso wenig wie farblosen Nagellack. Also habe ich zu Haarspray gegriffen. Richtig glücklich war ich damit aber nicht. Auf manchen Objekten ist der Filzstift dadurch unschön verlaufen, ähnlich meines Mascaras beim Zwiebelschneiden. Ihren Zweck erfüllen unsere Basteleien sicher auch ohne Versiegelung und lackigen Glanz und den größten Benefit hatten wir Basteltanten beim Kneten, Ausstechen und Bemalen ohnehin selbst. Dennoch werde ich beim nächsten Mal die Nagellackvariante testen. Zu Ostern dann.

Mit dem seltsamen Retro-Salzteighut meiner Mutter haben unsere kleinen Kunstwerke übrigens auch nichts mehr gemein. Ich kann also mit Fug und Recht behaupten: Salzteig macht besonders mit Kindern irre viel Spaß, überzeugt durch einfache Herstellung und Verarbeitung, hält unzählige Arten der kreativen Gestaltung bereit und ist sowas von total 2017!!!