In Anbetracht der Tatsache, dass Oski Koslowski und ich auf unseren Spazierfahrten durch das Dorf unverhältnismäßig viel Zeit an Baustellenzäunen verbringen, der Bub beim Anblick eines Baggers in möwenähnliches Kreischen verfällt und „Bagga“ sowieso und überhaupt zu den absoluten Lieblingswörtern zählt und gefühlt direkt nach einem fehlerfreien „Mama“ als zweites Wort die Kleinkindlippen verließ, fiel die Suche nach einem geeigneten Motto zum 2. Geburtstag nicht wirklich schwer.
„Möchtest du eine Baggerparty feiern?“
Heftiges Nicken des blonden Lockenkopfes und sobald er fortan auf den nahenden Geburtstag angesprochen wurde, erklärte er altklug: „Baggapatty.“
Mit Begeisterung übernahm ich die Bau- bzw. Partyplanung, wetzte die Bastelfinger und konstruierte auf dem Papier Baustellen-Kuchen. Mitte April feierten wir bei fast unwirklichem Sommerwetter (ja richtig: Kurze-Hosen-T-Shirt-Kind-creme-dich-mal-ein-und-setz-die-Käppi-wieder-auf-Wetter) eine wunderbar entspannte Party in Gelb und Schwarz (Borussia-Fans dürften ebenfalls frohlockt haben), die kurzerhand aus dem hübsch dekorierten Wohnzimmer in den Garten verlegt wurde.
Habt ihr auch Freunde schweren Baugeräts zu Hause und wollt mal spitzen, wie wir das Motto umgesetzt haben? Kommt gerne mit, ich zeige euch alles!

Wichtigster Bestandteil waren natürlich Bagger, ist klar. Ich kramte nicht nur unseren eigenen Fuhrpark aus den Spielzeugkisten zusammen, sondern bastelte auch eigene kleine Bagger aus Pompons, die ich noch von Wilde Hildes Mia and me -Party übrighatte. Der Pompon fungierte dabei als Korpus, an dem mit Flüssigkleber Fahrerkabine, Raupenkette und Baggerschaufel aus Tonpapier befestigt wurden. Mein Mann haderte zwar mit der Baggerschaufel, die falsch herum montiert und somit völlig funktionslos war, aber das Dekorationskomitee setzte die Pomponsbagger trotz der Mängel durch. Ist auch niemandem aufgefallen. Oder die Gäste haben taktvoll geschwiegen.

Für die Servietten in Baggergelb und Asphalt-Anthrazit schnitzte ich aus Küchenpapierrollen Serviettenringe, ließ sie von Kinderhand mit Wasserfarbe bepinseln und klebte kleine Bauschilder mit dem Alter des Geburtstagskindes darauf. Ebenfalls aus bemalten Küchenpapierrollen wurden Rohrstapel geschichtet und mit ein paar Tupfen Klebstoff fixiert, um bei Tisch kein Unglück durch rollende Rohre zu riskieren.


Zum Farbschema passend blühten sonnengelbe Tulpen in einer schwarzen Vase. In gestreifter Absperrband-Optik tummelten sich selbstgemachte Vasen auf den Fensterbrettern. Dafür hatte ich leere Dosen mit Geschenkpapier umklebt und einen Überstand von gut zehn Zentimetern in das Innere der Dose gestülpt. Ein kleines Glasgefäß in der Vase spendete den Tulpen Wasser und falls jemand vergessen haben sollte, wie alt das Geburtstagskind wird, erinnerte eine dicke 2 aus Tonpapier daran.

 
Selbstverständlich durfte auch eine Wimpelkette nicht fehlen. Ich finde sowieso, es braucht viel mehr Wimpelketten auf dieser Welt. Wie immer bei mir in der easypeasy Variante: Dreiecke aus festem Bastelpapier ausschneiden, lochen, auf Paketband fädeln, fertig.


Das Herzstück bildete natürlich der Kuchen. Eine zweistöckige Baustelle mit absurd viel Schokolade, einer Bruchsteinmauer aus Schokomandeln, einer Zufahrtsstraße aus Schokokrümeln, Schutt aus zerbröselten Waffeln, schwer arbeitenden Baggern und einer Wimpelkette. Den unteren Teil des Kuchens bildete ein Mandelkuchen, im Backrahmen in gewünschter Größe gebacken, der mit einer dünnen Schicht geschmolzener Kuvertüre bedeckt wurde, um den zweiten Kuchen darauf zu platzieren. Dieser wurde aus saftigem Brownie-Teig gebacken und lieferte nicht nur einen schokoladigen Gaumenschmaus, sondern perfekte tiefbraune Krümel aka Erdklumpen. Ein bisschen in Form geschnitzt und ebenfalls mit jeder Menge Kuvertüre übergossen. Das Baggerloch kratzte ich mit einem Löffel aus, nachdem die Kuvertüre getrocknete war und arrangierte die Brösel als Baustraße. Ein bisschen Tüddelkram wie Miniwimpelkette, Pylonen und Bagger natürlich und fertig war die Torte.


Das Beste an diesem Geburtstag waren freilich nicht die Torte und die Baustellenschilder, sondern diese gelöste Gartenparty-Stimmung, die man nicht planen und vorbereiten kann. Eine sensationelle Großwetterlage, Kinder, die mit hochroten Köpfen durch den Garten jagen, entspannte Gäste, die Betonmischerkekse knabbern und plaudern und ein glückliches Geburtstagskind, das reich beschenkt wurde und selbst gar nicht weiß, was für ein besonderes Geschenk es für uns ist.

Wilde Hilde möchte nun übrigens keine Einhorn-Party mehr an ihrem Geburtstag im November. „Lieber eine Baggerparty, Mama.“