Der Frühling 2020 ist hart für alle. Besonders für die Kinder. Mit unsichtbaren Waffen hat das Corona-Virus sie aus Kindergärten und Schulen gejagt, sie gezwungen, sich zu Hause mit den Eltern zu verschanzen, ohne Kontakt zu Freunden, zu Großeltern und Verwandten. Es hat ihnen ihre gewohnten Alltagsstrukturen gestohlen, den Sport, die Spielplätze, den Musikunterricht, alle Möglichkeiten sich außerhalb der eigenen vier Wände auszutoben, auszutauschen und auszuprobieren. Kindsein dieser Tage hat jegliche unbekümmerte Leichtigkeit verloren und jene unbekümmerte Freiheitsliebe eingebüßt, die doch bisher immer so selbstverständlich war. Geburtstag zu haben in dieser Zeit, in der politische Anweisungen sämtliche Zusammenkünfte mit Menschen außerhalb des engsten Familienbundes untersagen, ist für einen kleinen Jungen schlichtweg … scheiße. Ein Geburtstag ohne Gäste? Ohne seine geliebten Großeltern, ohne Cousins und die Cousine, ohne Tanten, Onkel, ohne Freunde und deren Kinder? Kann man so überhaupt feiern? Oder um Oski Koslowski zu zitieren: „Was soll das überhaupt sein?“

Alles anders

Wir haben zeitig angefangen, den kleinen Mann darauf vorzubereiten, dass sein Geburtstag vollkommen anders ablaufen wird, als meine feierwütigen und -freudigen Kinder das gewohnt sind. Statt großer Sause eher leises Lüftchen. Aber dieses Lüftchen wollten wir uns nicht nehmen lassen, nicht von Corona, nicht von strengen Ausgangsbeschränkungen, nicht von der sozialen Isolation, die ohnehin Spuren auf den Kinderseeelen hinterlassen wird, die sich im Moment noch gar nicht abschätzen lassen. Doch ich schweife ab. Oski Koslowski sollte seinen gewünschten Robin Hood Geburtstag bekommen, auch wenn als Gäste nur Hildchen, der Wikinger und ich an der Kaffeetafel sitzen würden. Mit einer gehörigen Portion Trotz habe ich mich in die Vorbereitungen gestürzt, getrieben von dem Wunsch meinem Sohn einen Geburtstag zu bereiten, so schön, wie er in der aktuellen Situation eben sein kann.

Herzenswunsch Robin Hood-Party

Der König der Diebe hat es Oski Koslowski seit geraumer Zeit angetan. So gerne würde er wie Robin sein, mit Pfeil und Bogen schießen, „Räubers“ jagen und den ganzen Tag im Wald abhängen. Apropos Wald: es war klar, für die Umsetzung meiner Dekorationsideen brauchte ich Grün. Blätter, Bäumchen und Holz für das perfekte Setting. Weil Oskis Lieblingsfarbe Rosa ist, wurde der grüne Wald mit rosa Akzenten aufgehübscht. Aus Bastelpapier entstanden Zielscheiben, Blätter und Pfeile, für die nun auch die letzten Strohhalme im Fundus Verwendung gefunden haben. Aus grünen Servietten und rosa Federn wurde der typische Robin-Hood-Hut gefaltet und auf die Teller gelegt.

Mut zum Hut!

Für den Geburtstags-König durfte natürlich ein Thron nicht fehlen, verziert mit Ballons und einem Schild, das keine Zweifel ließ, wie viele Jahre Oski-Liebe hier gefeiert wurden.

Der Thron für den König der Diebe!

This is 4!

Am meisten faszinierte ihn am Thron, dass ich tatsächlich Äste ins Haus geholt hatte, wo doch sonst striktes Verbot herrscht, die üblichen Sammelstücke von Waldspaziergängen steherweise ins Haus zu schmuggeln. Und wir reden hier von Unmengen morscher Hölzchen, trockener Blätter, Erdklumpen, halb verwester Tiere und kiloweise Steine, die er gerne in seinem Zimmer lagern würde. Das Verbot ist also durchaus begründet. Am Geburtstagsmorgen nahm er also Platz auf seinem Thron, um sein Pfannkuchen-Frühstück zu genießen und sehr royal seinen Kakao zu schlürfen.

Geburtstags-Frühstück

Nach dem Frühstück kullerten die ersten Tränen, als ihm klar wurde, dass die Maximalzahl der Gäste bereits erreicht war. Da kann man so viel Erklären und Vorbereiten wie man will, am Ende trifft die Wucht der Realität ein Kinderherz dann eben doch mit kaum zu ertragendem Katzenjammer. Zum Glück konnte die von Hildchen und dem Wikinger organisierte Schatzsuche vom größten Kummer ablenken. In Küchenschränken und dem Fahrradschuppen warteten die ersten Hinweise, die schließlich über mehrere Stationen zu einem unserer Lieblingsplätze, einem etwas abseits des Dorfes gelegenen Teichs führte, wo der Schatz versteckt war. Weit weg von anderen Menschen. Weit weg von Corona.

Schatzkarte lesen …

Yay …. gefunden!

Geburtstagskind am Ufer des Dorfteichs

Wenn schon nicht die Gesamtsituation Milde zeigte, so hatte wenigstens das Wetter Erbarmen mit dem Geburtstagskind und wir konnten den ganzen Tag im Garten verbringen. Die Stimmung verlief in Wellen, Tränen trockneten in der Sonne und lautes Lachen schreckte die Amselfamilie in der Efeuhecke auf. Mehrmals. Es gab den ersehnten “Schokokuchen mit vielen Martins drauf!”, für den natürlich kein einziger Martin zu Schaden kam, sondern lediglich zwei Packungen Smarties draufgingen. Kleine Kürbis-Gugelhupfs, Kürbis-Donuts und Eis trösteten zusätzlich.

“Martins”-Kuchen

Kleine Leckereien

Es war ein anderer Geburtstag als alle, die wir bislang erlebt haben. Das lässt sich nicht schönreden. Aber wir haben unser Bestes gegeben, um aus Oskis Geburtstag eine kostbare Erinnerung zu basteln. Nicht nur wegen Corona. Die Zeit wird zeigen, ob uns das geglückt ist.

Robin Hood